30.11.2016
ICANA 2016 – 4. Internationale Konferenz Aktiver Schallschutz
Aktiver Schallschutz an Flughäfen weltweit ein zentrales Thema – Schwerpunkt bei modernen Navigationsverfahren
Annähernd 150 Teilnehmer aus Frankfurt und vielen weiteren deutschen und europäischen Flughafenregionen informierten sich auf der 4. Internationalen Konferenz Aktiver Schallschutz am Flughafen Frankfurt über neueste Navigationsverfahren, Forschungsergebnisse, europäische und internationale Lärmschutzpolitiken.
Das Themenspektrum der Konferenz war breit gefächert, das Programm fokussierte dabei drei Schwerpunkte:
- Erfahrungsberichte von Melbourne in Australien bis San Francisco in den USA
- Berichte von verschiedenen Airlines sowie
- Forschungsberichte von Projekten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt.
Ergänzt wurde das Programm von Beiträgen der ICAO und dem Luftfahrtforschungsprogramm SESAR der EU.
Besonderes Augenmerk galt den Vorträgen zu modernen Navigationsverfahren: diese bilden zukünftig - neben dem Flottenrollover bei den Airlines, also dem Wechsel zu sparsameren und leiseren Flugzeugen - den zweiten Schwerpunkt für aktive Schallschutzmaßnahmen
In der Konferenz wurde einmal mehr deutlich, dass es durchaus noch ein nennenswertes Potential an Lärmminderung gibt, dieses jedoch ungleich schwerer und langwieriger zu nutzen ist, als durch die im Verhältnis einfacheren Maßnahmen der Vergangenheit.
Umso erfreulicher ist das Ergebnis der LNAS-Flugversuche, vorgestellt vom DLR am 2. Tag der Konferenz als letzter Vortrag vor der abschließenden Podiumsdiskussion:
Das Pilotenassistenzsystem, das die Flugzeugführer im Landeanflug auf den letzten 25 Meilen durch Hinweise zur optimalen Konfiguration unterstützen soll, hat alle Erwartungen erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen.
Günter Lanz, Geschäftsführer des Umwelt- und Nachbarschaftshauses fasste das Resultat so zusammen: „Aus einer Dissertation am DLR mit unverständlichem Titel wurde in Zusammenarbeit von DLR, UNH, Condor und Piloten weiterer Airlines ein absolutes Win-Win-Projekt. Selbst unter den schwierigen Bedingungen im Volllastbetrieb am Flughafen Frankfurt werden die Anflüge um bis zu über 1 dB(A) im Maximalpegel leiser. Je Landeanflug sinkt gleichzeitig der Kerosinverbrauch um 10%, unter günstigen Bedingungen sogar bis 20%, gegenüber einem Anflug ohne das System auf den letzten 25 Meilen.
Dieses Ergebnis hat Condor veranlasst, bereits jetzt einen längerfristigen Probebetrieb mit allen in Frankfurt stationierten A321 Maschinen zuzusagen.“
UNH und DLR gehen davon aus, dass dieses erfolgreiche Projekt bald weitere Nachahmer unter den Airlines finden wird.
Ein weiteres Projekt, das mit Unterstützung durch das UNH realisiert werden konnte, ist die Konzeption eines sicheren Anflugverfahrens, das eine Kombination von geradem mit gekurvtem Anflug erlaubt. „Speziell zugeschnitten auf die Frankfurter Situation versuchen wir eine längerfristig wirksame Maßnahme zu ermöglichen. Da es aktuell keine Richtlinien der ICAO für ein derartiges Verfahren gibt, ist es leider erst einmal nicht zulässig. Im Interesse der Anwohner wollen wir aber zukünftig auch dieses Entlastungspotential nicht ungenutzt lassen“ so Günter Lanz weiter.
ICANA
Die ICANA (International Conference on Active Noise Abatement / Internationale Konferenz Aktiver Schallschutz) wurde das erste Mal im Herbst 2010 vom FFR ausgerichtet. Auf der Konferenz sollen die für den Flughafen Frankfurt vorgesehenen Maßnahmen des aktiven Schallschutzes bekannt gemacht werden und ein internationaler Erfahrungsaustausch mit anderen Flughäfen, Flugsicherungsor-ganisationen und Luftfahrtgesellschaften etabliert werden, um den aktuellen Stand dieses Themas für Frankfurt nutzbar zu machen. Ein Schwerpunkt dieses Jahr lag auf den Möglichkeiten des aktiven Schallschutzes sowie auf internationalen Praxisbeispielen.