14.07.2022
Sozialmonitoring Flughafen Frankfurt und Region: Ergebnisse der Exploration liegen vor
Dietzenbach, 14. Juli 2022. Heute stellt das Forum Flughafen und Region (FFR) zentrale Ergebnisse der Exploration zum Sozialmonitoring Flughafen Frankfurt und Region vor, dessen Untersuchungen größtenteils abgeschlossen sind. Aktuell wird noch das Modul 9 durchgeführt, das vertiefende Beobachtungen in kleinräumigen Teilgebieten vornimmt. Die Exploration ist in Umfang und Ausrichtung einmalig: Sie untersuchte die Wirkungen des Flughafens Frankfurt auf die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen der Rhein-Main-Region – sowohl bezogen auf Stadtteile in einzelnen Kommunen als auch großräumig über Landesgrenzen hinweg. Ziel war es, festzustellen, ob und wie sich die Flughafenwirkungen erfassen und langfristig in einem Sozialmonitoring beobachten lassen.
Wissenschaft präsentiert Ergebnisse
Während der Exploration überprüften die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Annahmen und Methoden, führten aufwendige Analysen durch und entwickelten Indikatoren und ein Monitoringkonzept für eine langfristige Beobachtung. Die Erkenntnisse aus den Analysen stellen die Wissenschaftler heute den an der Untersuchung beteiligten Kommunen und Akteuren im FFR auf einer Regionalkonferenz des FFR in Dietzenbach vor. Durchgeführt hat die Exploration eine Forschungsgruppe des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen an der Georg-August-Universität (SOFI) und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS), Osnabrück. Auftraggeber war das Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) in Kelsterbach, die Geschäftsstelle des FFR.
Zentrale Ergebnisse der Exploration hat das UNH in drei Broschüren zusammengefasst. Sie stehen, ebenso wie die wissenschaftlichen Berichte, ab sofort unter www.sozialmonitoring.de zur Verfügung.
Flughafen wirkt weit über Nachbarschaft hinaus
Es liegen zahlreiche Daten aus den Bereichen Fluglärm, Siedlungsstrukturen, Bevölkerung, Wohnen, Beschäftigung, Einkommen, Bildung, Politische Teilhabe und Kommunale Finanzen vor. Grundsätzlich zeigte sich: Der Frankfurter Flughafen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Rhein-Main-Region, er beeinflusst sowohl Zahl als auch Art der Arbeitsplätze. Direkt wirkt der Flughafen vor allem auf die Beschäftigung in der Branche Verkehr und Lagerei. Über Liefer-, Konsum- und Investitionsketten wirkt er indirekt aber auch auf die Arbeitsplätze in vielen weiteren Branchen.
„Allerdings wirkt der Flughafen sehr unterschiedlich in der Region“, erklärt Marc-Ingo Wolter (GWS), einer der Wissenschaftler der Exploration. Zu dieser Erkenntnis gelangte das wissenschaftliche Team unter anderem mithilfe eines Indikators, den es neu entwickelte: Des Anteils flughafenverbundener Beschäftigung in einer Kommune. „Es gibt Gemeinden, da arbeiten mehr als 60 Prozent der Beschäftigten in flughafenverbundenen Branchen und Berufen, in anderen sind es nur fünf Prozent. Entsprechend unterschiedlich kann die wirtschaftliche Abhängigkeit der Kommunen vom Flughafen sein“, so Wolter.
Einflüsse auf Sozialstruktur stark überlagert
Im Gegensatz zu seinen wirtschaftlichen Impulsen lässt sich der Einfluss des Flughafens auf die Sozialstruktur weniger eindeutig erfassen, so das Fazit des wissenschaftlichen Teams. Es konnten zumeist nur schwach ausgeprägte Zusammenhänge zwischen Sozialstruktur und Wechselwirkungen des Flughafens in den angrenzenden Kommunen festgestellt werden. Gleichwohl lässt sich in einzelnen Kommunen eine erhöhte Fluglärmbelästigung sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen an ihren Wohnorten feststellen. Untersucht wurden zum Beispiel Arbeitslosenquote oder Migrationshintergrund. Insgesamt überlagern aber regionale und großstädtische Einflüsse etwaige Wirkungen des Flughafens auf die Sozialstruktur stark.
Regionales Sozialmonitoring empfohlen
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler kommen vor diesem Hintergrund zu dem Schluss, dass sich die Wirkungen des Flughafens auf die Sozialstruktur nicht deutlich genug von anderen Einflüssen abgrenzen lassen. Sie empfehlen daher ein breit ausgerichtetes Sozialmonitoring, das generell die sozioökonomischen Entwicklungen in der Region beobachtet, aber auch Fluglärm und flughafenverbundene Beschäftigung berücksichtigt.
„Wir freuen uns über die wichtigen Erkenntnisse, die die Exploration uns und den Kommunen geliefert hat“, sagt Oliver Quilling, Vorstand des FFR. „Sie bieten viele Ansatzpunkte für vertiefende Analysen. Die Wirkungen des Flughafens können nur im Kontext weiterer Einflüsse betrachtet werden. Ein breit angelegtes, regionales Monitoring sollte daher nicht im FFR angesiedelt sein. Wir streben aber an, konkrete flughafenbezogene Fragestellungen bei Bedarf zu untersuchen. Zu diesem Zweck können wir uns zum Beispiel gut die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen in der Region vorstellen, wie etwa Gebietskörperschaften. Wir prüfen dafür aktuell verschiedene Möglichkeiten.“
Weitere Informationen
Auf der Seite www.sozialmonitoring.de/presse finden Sie folgende Materialien:
- Fotos von der Regional- und Pressekonferenz (14.7.22, ab dem Nachmittag)
- Pressefotos und Kartenmaterial
- „Fakten und Hintergründe zur Untersuchung“: Eine Übersicht mit den Eckdaten zur Exploration
- „Die wichtigsten Empfehlungen für ein Sozialmonitoring“: Eine Zusammenfassung des Monitoringkonzepts und der Empfehlungen der Wissenschaftler aus Modul 8
- Broschürenserie „SOMO Wissen 1–3“: Broschüren zu den wichtigsten Methoden und Ergebnissen aus den Modulen 1–4 und 6
- Wissenschaftliche Modulberichte 1–8: Die Originalberichte der wissenschaftlichen Untersuchung
Ansprechpartnerinnen für die Presse
Über das Umwelthaus und das Forum Flughafen und Region
Das Umwelt- und Nachbarschaftshaus (UNH) ist die Geschäftsstelle des Forums Flughafen und Region (FFR) und wird zu 100% durch das Land Hessen finanziert. Das UNH ist Informations-/Dialog- und Monitoring-Zentrum und gemäß Satzung zu Neutralität und Transparenz verpflichtet.
Im Juni 2008 beschloss die hessische Landesregierung das Forum Flughafen und Region (FFR) als Nachfolgeorganisation des Regionalen Dialogforums Flughafen Frankfurt (RDF) einzurichten, in dem der Dialog zwischen der Region und der Luftverkehrswirtschaft fortgeführt werden kann. Im Zentrum der Diskussionen stehen auch weiterhin die Auswirkungen des Luftverkehrs auf die Rhein-Main-Region. Insbesondere soll das Forum Flughafen und Region dafür sorgen, dass die Gemeinsame Erklärung des Landes Hessen, der Fraport AG, der Deutschen Lufthansa AG und der Deutschen Flugsicherung GmbH (DFS) vom 12. Dezember 2007 umgesetzt wird.