Betriebsrichtung und Rückenwind
Im Zusammenhang mit dem Flugverkehr am Frankfurter Flughafen wird häufig über verschiedene Betriebsrichtungen gesprochen. Auch die Windrichtung und der Rückenwind scheinen eine wichtige Rolle zu spielen. Dabei werden Abkürzungen und Begriffe verwendet, die leicht zu Verwirrung führen können. Hier werden einige wichtige Fragen geklärt.
- Am Frankfurter Flughafen gibt es drei Betriebsrichtungen: 25 (West), 07 (Ost), 18 (Süd)
- Die Betriebsrichtungen hängen von den Hauptwindrichtungen an einem Flughafen ab
- Rückenwind ist insbesondere bei der Landung nicht günstig
- Aus Lärmschutzgründen wird Rückenwind bis zu einer gewissen Stärke in Kauf genommen
- Betriebsrichtungsverteilung am Flughafen Frankfurt in denJahren 2015-2018
Was ist unter Betriebsrichtung 25 (West) bzw. 07 (Ost) zu verstehen?
Auf den vier Bahnen des Frankfurter Flughafens wird in verschiedene Richtungen, den sogenannten Betriebsrichtungen (BR), gestartet und gelandet. Die Betriebsrichtung einer Bahn hängt von der vorherrschenden Windrichtung ab, da ein Flugzeug immer gegen den Wind starten und landen soll.
Betriebsrichtung 25 (West) bedeutet, dass der Wind aus Westen kommt und die Flugzeuge nach Westen starten und landen. Man spricht auch von Westbetrieb. Betriebsrichtung 07 (Ost) bedeutet, dass der Wind aus Osten kommt und die Flugzeuge nach Osten starten und landen. In diesem Fall spricht man von Ostbetrieb.
Warum sind verschiedene Betriebsrichtungen erforderlich?
Um einen möglichst hohen Auftrieb und damit kurze Start- und Landestrecken und sichere Flugeigenschaften zu gewährleisten starten und landen Flugzeuge gegen den Wind. Der Wind weht jedoch nicht an allen Orten der Welt aus der gleichen Richtung und auch an ein und demselben Ort gibt es meist mehr als eine Hauptwindrichtung. Um die Bedingungen für Starts und Landungen immer möglichst optimal zu gestalten, gibt es daher auch verschiedene Betriebsrichtungen.
Die ersten Flugplätze waren übrigens so angelegt, dass die Landefläche eine nahezu kreisförmige Grasfläche ergab. So konnte immer gegen den Wind geflogen werden.

Nach welchen Kriterien entscheidet die DFS welche Betriebsrichtung geflogen werden soll?
Die Wahl der Betriebsrichtung ist abhängig vom Boden- und Höhenwind sowie zusätzlich von Pilotenrückmeldungen. Die Betriebsrichtung wird von den Lotsen der Deutschen Flugsicherung so gewählt, dass Flugzeuge möglichst gegen den Wind starten und landen können. Im langjährigen Mittel wird in Frankfurt zu 75% West- und zu 25% Ostbetrieb geflogen.
Wie lange braucht die DFS um die Betriebsrichtung im laufenden Betrieb zu wechseln?
Die Dauer zum Wechsel der Betriebsrichtung ist unter anderem von der Menge des gerade stattfindenden Verkehrs abhängig. Im Durchschnitt dauert der Wechsel der Betriebsrichtung ca. 3 bis 8 Minuten von der letzten Flugbewegung bis zur ersten der neuen Richtung. Der Prozess vom Auftreten des höheren Rückenwindes bis zur ersten Landung in der neuen Betriebsrichtung dauert bis zu 30 Minuten.
Welche Unterschiede gibt es in der Lärmbelastung je nach Betriebsrichtung?
Das Expertengremium Aktiver Schallschutz hat theoretische Lärmberechnungen vorgenommen, in denen die Lärmbelastung für die Region je nach Betriebsrichtung untersucht wurde. Die Betriebsrichtung 07 (Ost) hat dabei insgesamt schlechter abgeschnitten: Je mehr Betriebsrichtung 07 (Ost) geflogen wird, desto höher ist die Zahl der Hochbelästigten in der Region.
Ist nach Inbetriebnahme der Landebahn Nordwest eine zusätzliche Betroffenheit durch Westbetrieb im Frankfurter Süden entstanden?
Ja, die Ausgangslage hat sich nach Eröffnung der Nordwestlandebahn verändert. Aber nicht nur im Frankfurter Süden sind neue Betroffenheiten entstanden. Besonders stark belastet, weil unterhalb von 300 Metern überflogen, ist nach Eröffnung der Landebahn Nordwest das westlich des Flughafens gelegene Flörsheim.
Was ist die Rückenwindkomponente?
Als Rückenwindkomponente bezeichnet man den Wind am Boden (angegeben als Windgeschwindigkeit in Knoten), der in Start- bzw. in Landerichtung weht und das Flugzeug am Heck trifft. Mit zunehmendem Rückenwind wird das Flugzeug in Flugrichtung zusätzlich beschleunigt, was insbesondere bei der Landung kritisch sein kann. Wenn eine Betriebsrichtung aus Lärmschutzgründen jedoch günstiger ist, wird Rückenwind bis zu einer gewissen Stärke in Kauf genommen.
Wer legt die Rückenwindkomponente an einem Flughafenstandort fest?
Die zulässige Rückenwindkomponente ist durch die Empfehlungen der internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) zunächst einmal auf 5 Knoten (2,6 m/s oder 9,3 km/h) für Lärmschutzzwecke limitiert. D.h. eine für den Lärmschutz günstigere Betriebsrichtung darf auch bei Rückenwind bis maximal zu dieser Windgeschwindigkeit geflogen werden. Am Frankfurter Flughafen wird derzeit bis zu einer Rückenwindkomponente von 5 Knoten am Boden die vorherrschende Betriebsrichtung 25 (West) beibehalten.
Sind Flugzeuge, die mit Rückenwind landen lauter als solche, die ohne landen?
Nein. Bezogen auf die Lautstärke spielt es keine Rolle, ob ein Flugzeug mit oder ohne Rückenwind landet. Durch den Rückenwind ist das Flugzeug etwas schneller. Dadurch werden die Geräusche zwar nicht leiser aber für eine kürzere Zeit hörbar.
Welchen Grund gab es für die Aufnahme der Erhöhung der Rückenwindkomponente in das erste Maßnahmenpaket zum aktiven Schallschutz des FFR?
Ziel war es die Rückenwindkomponente von 5 Knoten auf 7 Knoten (ca. 13 km/h) und damit den Anteil der Betriebsrichtung 25 (West) zu erhöhen. Dadurch sollten Wohngebiete westlich des Flughafens eine weitere Entlastung erfahren.
Wissenswertes